trumpet summit bezeichnet sich selbst als Dixieland-Band und tut sich damit vermutlich keinen Gefallen. Kaum eine andere Stilrichtung der Populärmusik wird von der Fachwelt derart spöttisch-verächtlich belächelt wie der Dixieland. Sogar einige ernstzunehmende Kritiker sind nicht bereit, dem Dixieland einen Platz als vollwertiger Stilrichtung innerhalb des Jazz einzuräumen ; für sie fängt der Jazz erst nach dem Dixieland an. Allerdings erfüllt er heutzutage auch seinen Hauptzweck als Hintergrundberieselung zu Bier und Weißwürsten, in Fußgängerzonen und Biergärten. (Ich hatte einmal das Vergnügen, eine Veranstaltungsreihe in einem Biergarten mit unterschiedlichen Bands zu spielen, darunter zum Teil sensationell guten, teilweise aber auch vergleichsweise schlechten Besetzungen. Dabei hatte ich nie das Gefühl, daß sich das Publikum für die Qualitätsunterschiede interessierte. Wichtiger waren das Wetter und die kulinarischen Angebote. Nur wenn wir "Icecream" nicht spielten, war alles enttäuscht.)

Dabei bietet der Dixieland ein riesiges Potential an Möglichkeiten - immerhin hat er als Stilrichtung die letzten 80 Jahre überlebt und wird ziemlich sicher auch die nächsten 180 Jahre überstehen. Daß er sich in dieser Zeit kaum weiterentwickelt hat - von einigen wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel der Musik Turk Murphys in den 50ern abgesehen -, sondern überwiegend kopiert wird, mag ebenfalls eine Erklärung für seinen schlechten Ruf sein. (Warum sollte man sich ernsthaft mit Satchmo-Kopisten auseinandersetzen, wenn man sich gleich die originale Armstrong-Platte kaufen kann ?) Erst seit einigen Jahren verarbeitet eine Handvoll Musiker die Stilmittel des Dixieland zusammen mit denen anderer Stilrichtungen in ihrer Musik. Namen ? Aber bitte : Wynton Marsalis, Randy Sandke, Nicholas Payton, Bob Stewart und - bei aller Bescheidenheit - trumpet summit.

Wir arbeiten im Wesentlichen mit zwei Mitteln : Besetzung und Arrangements. Während andere Bands lange nach dem Schlagzeuger suchen, der sich optimal in den vorgegebenen Band-Stil einfügt, finden sich bei uns Musiker aus allen möglichen Stilrichtungen, von denen jeder so spielen soll, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und unser Stil ist, was zum Schluß dabei rauskommt. So ist unser Schlagzeuger ein hundertprozentiger Modern-Jazzer, dagegen der Mann am Banjo ein Dixie-Musiker der alten Schule. Unser Pianist bewegt sich souverän durch alle Stilarten. (Mit Stolz können wir behaupten, daß für uns eine Umbesetzung mit Gitarre und Kontrabaß aus stilistischen Gründen nie ein Thema war.) Einer unserer Trompeter ist überzeugter Two-Beat-Stomper und spielt in seinen Soli, was ihm im Moment einfällt, ein anderer hat Trompete studiert und bringt noch einiges an technischer Raffinesse ins Spiel ; und der Tubist hat von Stiltreue sowieso noch nie etwas gehört.

Auch in unseren Arrangements versammeln sich Einflüsse von Klassik, Swing, BeBop, Blues, Pop, Rock und sogar Tango, wobei es uns darauf ankommt, daß hier eben nicht unterschiedliche Welten zusammenprallen, sondern daß das alles wunderbar paßt. Wenn zum Beispiel im "Royal Garden Blues" plötzlich Charlie Parker´s "Au Privave" angespielt wird, möchten wir damit zeigen, daß Dixie und BeBop nicht gar so weit auseinanderliegen, wie allgemein angenommen wird. Kritiker tun sich oftmals schwer mit unseren stilistischen Unverschämtheiten, wenn sie versuchen, uns in eine mehr oder weniger enge Schublade zu stecken (am besten noch nach dem Motto "Armstrong-orientiert" oder "von King Oliver beeinflußt"), weil wir ganz bewußt versuchen, uns solchen Klassifikationen zu entziehen (einer hat uns mal total verrissen, weil er der Meinung war, drei Trompeten seien im Dixieland noch nie dagewesen und daher ein stilistisches Verbrechen). Aber wir arbeiten nun mal frei nach dem Motto : Kopieren ist out, Innovation ist in.

Unser Ziel ist eindeutig : Raus mit dem Dixie aus der Weißbier- und Schweinshaxen-Ecke, zurück auf den Plattenteller und eventuell sogar in die Konzertsäle.

trumpet summit als Missionare ? Na klar, aber mit ziemlich viel Spaß dabei.
KNALLE WALL






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